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 (01:22 h)

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Der alte Streit geht weiter. Ignorieren Sozialwissenschaften naturwissenschaftliche Erkenntnisse? Reflektieren Naturwissenschaften ihre sozialen Konstruktionen?

„Das Leben ist wert, gelebt zu werden, sagt die Kunst, die schönste Verführerin; das Leben ist wert, erkannt zu werden, sagt die Wissenschaft.“

Lässt sich über das Zitat des Philosophen Friedrich Nietzsche noch vorzüglich schmunzeln, stehen heute weitaus dramatischere Widersprüche zwischen der strengen Wissenschaft und anderen gesellschaftlichen Bereichen zur Diskussion. Gentechnik und Klimawandel lassen sich nicht aus Elfenbeinturm der Wissenschaft heraus betrachten. Hier fordert die Gesellschaft wissenschaftliche Expertisen aus zwei Lagern ein: Den Naturwissenschaften, welche mit harten Fakten die Welt erklären und die Geistes- und Sozialwissenschaften, welche sich zum Umgang mit neuen Erkenntnissen und Technologien positionieren sollen.

Wir wollen heute über das Spannungsverhältnis dieser beiden sich oft missgünstig beäugenden wissenschaftlichen Lager sprechen. Dazu haben wir zwei Experten aus jedem dieser Lager eingeladen. Dr. Nils Müller ist Soziologe und bloggt als Weltenkreuzer über die „Wissenschaft der Gesellschaft, die Gesellschaft in der Wissenschaft und was das alles mit uns zu tun hat.“ Unser zweiter Gast heißt Frank Wunderlich-Pfeiffer, ist Wirtschaftsingenieur und vertritt am SoWi-Stammtisch die Naturwissenschaften. Im Wasgeht-Blog auf Sciencelogs erklärt er Raketenantriebe, Atomkraft und  das Wetter, setzt aber immer auch Bezüge zu gesellschaftlichen Fragen. Im Countdown-Podcast podcastet er über Aktuelles aus der Raumfahrt. Schnell stellen wir fest, dass zwischen beiden Wissenschaften nur scheinbar ein Konens herrscht und der Graben tief in die Erkenntnistheorie hineinragt. Definiert sich eine Wissenschaft über ihren Gegenstand oder über die Methode? Wird die naturwissenschaftliche Methode, insbesondere Karl Poppers kritischer Rationalismus, der Komplexität gesellschaftlicher Phänomene gerecht? In seinem Buch „Wir sind nie modern gewesen“, ging der Soziologe Bruno Latour bereits in den 80er Jahren mit beiden Lagern streng ins Gericht. Haben sich beide Seiten inzwischen angenähert? Der  Blogartikel des Weltenkreuzers bietet uns eine Steilvorlage, dieser Frage nachzugehen. Als überzeugter Naturwissenschaftler, versteht es unser Gast Frank, unsere sozialwissenschaftliche Perspektive ebenso zu hinterfragen, wie wir einen kritischen Blick auf die Grundannahmen der Naturwissenschaften werfen. Wie unreflektiert werden Aussagen der Statistik hingenommen? Wie stark verzerren soziale Effekte wie die sich selbst erfüllende Prophezeihung Schubladeneffekt, die sich selbst erfüllende Prophezeiung und wirtschaftliche Zwänge auch die harten Naturwissenschaften? Ob wir den Graben heute schließen können, verraten wir nicht. Nur soviel: wir haben es wenigstens versucht …

0:00 Intro
0:50 Begrüßung
6:28 Kaffeestudien
10:15 Wissenschaftskommunikation
16:59 Streitgrund
22:09 Methode oder Gegenstand?
40:38 Publikationsbias
56:14 Soziologismus
58:38 Gibt es Natur?
1:02:05 Dr. Alexander Stoll
1:03:52 Determinismus
1:05:16 Erklären oder verstehen?
1:06:25 Endgültig falsch?
1:12:48 Grundprobleme der Sozialwissenschaften
1:16:34 Reduktionismus
1:20:38 Verabschiedung

Diese Folge steht unter einer CC BY Lizenz.

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