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Es ist ruhiger geworden um Niklas Luhmann. Wieso sollte man sich dennoch mit seiner Systemtheorie befassen?
Niklas Luhmann war einer der herausragenden deutschen Soziologen des 20. Jahrhunderts. Seine Systemtheorie erhebt den Anspruch, Gesellschaft umfassend zu beschreiben. So reizvoll das auch klingen mag, so schwierig erscheint der Zugang zu seinem Denken. Wie er selbst sagte, muss schon viel passieren, damit man sich mit Systemtheorie beschäftigt. Angesichts begrifflicher Konzepte wie Autopoiesis, Erwartungserwartungen, strukturelle Kopplung etc. stellt sich die Frage, ob sich die Beschäftigung mit der Theorie überhaupt lohnt. Der Systemtheoretiker und „selbsternannte soziologische Scharlatan“ Klaus Kusanowsky (@kusanowsky) erklärt uns Lohn und Reiz des Luhmannschen Blicks zweiter Ordnung.
Links zur Sendung:
- Differentia Blog
- Klaus Kusanowskys Youtubekanal
- Vortrag „Wir kochen Hagebuttenmarmelade“
- Radiointerview mit Niklas Luhmann
- Radiointerview zur Systemtheorie
- Systemtheoretisches Trauma des Sonntagssoziologen
- Radiointerviews mit Niklas Luhmann
Diese Folge steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.
00:23 Begrüßung
07:22 Wirkungslosigkeit von Kritik
30:02 Warum Systemtheorie
34:12 Wo ist der Wissenschaftsdiskurs?
40:50 Theorie vs Empirie
42:29 Kritik an Karl Popper
49:30 Gründe gegen Systemtheorie?
1:09:11 Luhmann verunsichert
1:15:22 Luhmanns Schreibstil
1:18:11 Wer kann Systemtheorie?
1:23:41 Subjekt-Objekt-Trennung
1:34:58 Psychische Systeme
1:36:25 Wie empirisch ist Systemtheorie?
1:41:11 Kritik an Luhmanisten
1:44:48 Und wieder Empirieprobleme
1:51:34 Luhmann früher und heute
1:57:38 Eine Luhmann-Renaissance
2:07:56 Berufliche Verwendung
2:18:01 Verabschiedung
1:34:57 „Soweit wir wissen kann [die Gesllschaft] ohne psychische Systeme nicht funktionieren… aber […] das is‘ eben nur #Umwelt… die entscheidende Bedingung für das Zustandekommen von Gesellschaft is‘ #Gesellschaft. […] Das is‘ die entscheidende Bedingung. [… 1:35:25] Gesellschaft […] geht nicht [/ Gesellschaft gibt es nicht] ohne Psychische Systeme … aber auch nicht ohne […] angenehmes Klima, nicht ohne eine [stabile] Umdrehung [oder] Rotationsgeschwindigkeit der Erde um die Sonne… nicht ohne Jupiter… und es geht nicht ohne Wasser.. [etc..] Entscheidend für das Zustandekommen eines Sozialen Systems ist das Soziale System selbst… Nur das Soziale #System kann dafür sorgen, dass es zustande kommt… “ 1:37:47 „… Erkenntnistheorie… — Am Anfang steht Kontingenz — nicht Notwendigkeit…“ 1:38:42 „… Wie kann es eigentlich sein […], dass die #Systemtheorie nicht im 19. oder im 18. Jahrhundert hätte formuliert werden können?.. Welche Probleme haben sich in der Entwicklungsgeschichte [… /] also in der Evolution der Gesellschaft ereignet, die dafür sorgten, dass […] zu diesem Zeitpunkt diese Theorien [aufgekommen sind]?… “ 1:39:06 „… Nichtwissen… Ohne den Zettelkasten wäre es ohnehin nicht gegangen…“ 1:39:42 .. > „… Empirie… Theorie… Deduktions- und Induktionsproblem…“ 1:46:55 „… Man kann die Wahrheit der #Luhmann’schen Systemtheorie bestreiten… ‚Ist das wahr, dass es Soziale Systeme gibt?‘ … „Kommunikation ist sozusagen die Irritabilität über ihre eigene Ordnung […] oder […] Ordnungsmöglichkeit… Irritabilität über Kontingenz…“
Musik:
“Off to Osaka”
Kevin MacLeod
Creative Commons Namensnennung Lizenz
wenn ich die musik und zurück zum sowi Stammtisch höre weiss ich der tag wird gut
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Für mich war Luhmann schön. Mit Hilfe seiner Systemtheorie konnte ich mir so gut wie alles erklären. Alles war für mich ganz klar.
Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht einmal wirklich was Soziologie war. Ich wurde durch eine Projektmanagement-Ausbildung mit Luhmann konfrontiert, wollte es dann besser verstehen und inskribierte… jetzt kommts, BWL um Luhmann besser zu verstehen. Das half nicht, und Flucht-artige Wechsel zur Soziologie auch nicht. Meine Texte, egal ob gesprochen oder geschrieben waren voll von Luhmann. Doch auch die wenigen die mich verstehen wollten verstanden mich nicht.
Es gab für mich zwei Möglichkeiten. Entweder ich produzierte weiter „Flash-Filmchen“ für Menschen die leider das „Plugin“ nicht hatten und erwartete, dass sie es downloaden oder ich verzichtete auf die Flash-Filmchen. Luhmann war kein verbreitetes Plugin. Mittlerweile komm ich ganz gut ohne das Plugin aus.
Gerade im Projektmanagement ist es für mich jetzt lustig zu sehen, dass zur Zeit trendende Ansätze wie Scrum und so weiter viel mit dem „Systemischen PM“ gemeinsam haben, aber ohne das Plugin auskommen, und deswegen viel breiter angenommen werden.
Vielleicht hab ich Luhmann ja komplett falsch verstanden. Jetzt wo ich das gerade schreibe, glaube ich, dass mich unverkrampftere Art von von Förster und Glasersfeld wahrscheinlich mehr auf mich abgefärbt hat und die Systemtheorie nur der Anstoß war.
Meine Liebe zum Exotischen ist geblieben. Wobei ich heute lieber mit Latour lache als mit Luhmann verschrecke.
Irgendwie
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Ich bin skeptisch, wenn eine Theorie alles erklären können möchte. Systemtheoretiker werden mir jetzt widersprechen, aber ich halte viele Begriffe der Theorie für so unscharf, dass sie zu jeder soziale Situation zu passen scheinen, weil man sie halt mal so und mal so verstehen kann.
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Luhmann hat eine universale Theorie verfasst, die aber keinen Absolutheitsanspruch erhebt. In Bielefeld kommt es mir immer so vor, dass der Prophet im eigenen Dorf nichts wert ist. Luhmann ist ein RIESE, auf dessen Schultern man weiter sehen lernt.
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Auch mir hat Luhmann, genau wie @efelcie sehr die Augen geöffnet. Mittlerweile so weit, dass ich mir sogar zutraue, einen Blog zu schreiben. Speziell um diese Vorliebe zu Luhmann geht es auch in meinem ersten Beitrag: http://thinkoneering.com/2014/05/16/und-wozu-braucht-man-das/
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Mir sagte mal ein Informatiker, dass Luhmanns Systemtheorie zunächst als eine vielversprechende Verbindung zur Informatik gesehen wurde, sich diese Begeisterung inziwschen aber gelegt hätte.
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Da ist meine Begeisterung wohl ein Bisschen anhaltender. Aber ich kann auch nicht für ewig sprechen.
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Während der Podcast-Aufzeichnung wurden diverse Wörter, teilweise als Begriffe, benutzt zu denen vielleicht, in einer losen Reihenfolge des Erscheinens in der Aufzeichnung, Fragen gestellt werden können:
„herrschaftsfrei“: Kann diese „Freiheit“ unter physikalisch beschriebenen Bedingungen in Interaktionen bestehen? Zwingen Sequenzen des Hörens und Sprechens nicht automatisch zur „Herrschaft“ des Sprechers, wenn Gleichzeitigkeit Mitteilen/Verstehen verhindern könnte?
„Kritik“: Welchen erkenntnistheoretischen (hier als Selbstbeschreibung des Buchdruckwissenschaftssystems verstandenen) Argumentationspunkt kann Kritik einnehmen? Simuliert sie eventuell einen transzendental (extramundanen „Ende der Geschichte“-„Standort“) der durch die soziale und zeitliche Verbundenheit jeder Beobachtung nicht eingenommen werden kann? Wenn dies möglich: Könnte sie dann funktional vielleicht nur als Selbstkritik dieser Position beschrieben werden? ->“Krise“ unten
„Welt der Fakten“: Können Fakten nicht als abgebrochene Prüfungen beschrieben werden und nicht die zeitliche Restabilisierung bieten, die die Faktbetonung erwartet?
„Theorie und Empirie“: Formulieren nicht Niklas Luhmann zugeschriebene Texte den Unterschied von Theorie und Methode (z. B. „Wissenschaft der Gesellschaft“) als Wissenschaftssystemprogramme statt Theorie und Empirie (eine philosophische (funktional beschrieben: eine Vorführung von „Sinn-Zusammenbrüchen“) Textrichtung), da sie im soziologischen Medium Sinn Buchdruckweltgesellschaft beschreiben?
„Wissenschaft oder Gesellschaft“: Könnte Wissenschaft nicht auch als Vollzug von Buchdruckweltgesellschaft beschrieben werden?
„Gesellschaften“: Wie soll da eine Abgrenzung erfolgen? (->Soziologische Aufklärung 2 Weltgesellschaft)
„Gesellschaft“ zur Beschreibung der Elektrizitätszeit: Kann der Begriff der Gesellschaft aus der Beschreibung der Buchdruckzeit und rückblickend auch vorheriger Verbreitungsmedienzeiten(Sprache, Schrift) mit seinem Entstehungskontext der funktionalen Beobachtungsweise in der jetzigen Elektrizitätsnetzwerkzeit noch das leisten, was er in der Beschreibung der Buchdruckzeitbeschreibung nach Ihrem Abschluss (Einführung der Elektrizitätsnetzwerke), vielleicht auch bedingt dadurch, leistete?
„auf Konstruktivismus Einlassen“: Kann noch eine andere konsistente(!) Erkenntnistheorie beschrieben werden? Ontologieanschluss?
„Anfang mit Subjektivismus“: Kann nicht die Subjekt/Objekt-Unterscheidung differenztheoretisch Objekt nur als subjektiviertes Objekt beschrieben werden analog zu systeminterner Umwelt?
„Erklären“ Wie kann eine Er-klärung beschrieben werden? Wie kann stabil etwas als klar beschrieben werden? Wenn dies nicht mehr möglich, sollte der Begriff Erklärung nicht mit dem Begriff (Buchdruckzeitbeschreibungsmittel) Beschreibung ersetzt werden in einem soziologisch aufmerksamen Textzusammenhang?
„Zusammenbruch der Theorie/Empirie-Unterscheidung“ in der soziologischen System-(/Umwelt-)Theorie: Könnte beim oben vermuteten Ersetzen der Unterscheidung durch Theorie und Methode der funktionale Vergleich nicht als Methode der Systemtheorie beschrieben werden, mit dem sich anhand der Textproduktionszahlen scheinbar quantitativ ertragreich „empirisch“ forschen ließ (z. B. „Liebe als Passion“)? Oder wird mit der jetzigen „empirischen“ „qualitativ“, „quantitativ“ „Forschung“ schon eine Struktur der Elektrizitätsnetzwerkzeit beschrieben, welche, Buchdruckzeitbeschreibungsbegriffe nutzend: umweltsensibler bedingt durch verbreitungsmediale Möglichkeiten der Anschlussfähigkeit beschreibt?
„Nach Luhmann“: Könnte nach der soziologischen Beschreibung der Buchdruckweltgesellschaft bedingt durch Ihren Abschluss mit Einführung der Elektrizitätsnetzwerke gewartet werden mit der Beschreibung der Elektrizitätsnetzwerkzeit bis zu deren Abschluss? Deutet dies nicht auch die aufgezeichnete Frage: „Wäre soziologische Systemtheorie früher möglich gewesen?“ an?
„Prognosen“: Könnte Prognose nicht als „Masturbation“ des Momentes der Erstellung beschrieben werden? Wenn ja, kann, das dann nicht auch unterlassen werden, wie es Texte, welche soziologisch systemtheoretisch beschreiben meist ausführen und von ungewisser Zukunft aus gehen?
„Renaissance von Texten“: Könnte dieses Phänomen nicht mehr beim Vorführen von Sinnzusammenbrüchen in philosophischer Literatur (Vorsoziologie: Marx, Freud, Lacan aufgezeichnete Beispiele) beschrieben werden aber kaum beim Beschreiben sich und das zu Beschreibende mit verändernde soziale Beschreiben?
„Krise“ Wie schon oben beim „Kritikbegriff“ angedeutet könnte vielleicht nur noch eine Krise der Kritik beschrieben werden, da konstruktivistisch die thematische Grenze beschrieben werden kann bei diesen erkenntnistheoretischen Anschlussproblemen? (Siehe auch Kant, Kritik der Urteilskraft) Aber vielleicht bietet die Elektrizitätsnetzwerkzeit da einen Bedeutungswandel an, der bisher noch nicht sichtbar beschrieben wurde? Buchdruckzeitbeschreibung konnte vielleicht Evolution statt Krise beschreiben?
Hoffentlich übersteigt die Komplexität der Fragen nicht das Stammtischformat!
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Ohje, Antworten wären ja die reinste Hausarbeit. Da kann ich nur an Meister Kusanowsky selbst verweisen und die Diskussion auf seinem Blog https://differentia.wordpress.com/2015/09/26/wozu-systemtheorie-und-niklas-luhmann/#comment-16927
Ich weiß die einzelnen Stellen jetzt nicht, wo die Begriffe fielen. Ich würde sie in einem Gespräch aber auch nicht so auf die Goldwage legen, wie ich es bei einem Paper machen würde. Beispielsweise kann mit herrschaftsfrei auch mal „relativ herrschaftsfrei“ oder „annähernd herrschaftsfrei“ gemeint sein.
Zu vielen deiner Fragen schaffe ich nix zu sagen, weil ich nicht in die Köpfe meiner Mitstreiter gucken kann. Vielleicht zur Empirie und Methode. Den Empiriebegriff würde ich nicht durch einen Methodenbegriff auflösen wollen. Deduktion beispielsweise ist eine wissenschaftliche Methode, jedoch allenfalls Bestandteil empirischer Forschung.
Ansonsten muss ich zugeben, dass viele deiner Fragen einen Knoten in meinen Kopf schnüren.
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